Montag, 11. März 2013

Die Sache mit dem Lärm

Wenn es stinkt, kann man sich die Nase zuhalten oder durch den Mund atmen. Wenn etwas schlecht schmeckt, isst man es nicht. Wenn etwas scheiße aussieht, guckt man weg und wenn sich etwas schlecht anfühlt, dann fast man es eben nicht an.

Wenn es aber laut ist, was soll man dann machen? Nicht hinhören! Sich die Ohren zuhalten! Weggehen! Gut, alles ganz einfach könnte man meinen - aber so einfach dann doch irgendwie nicht. Klar kann man sich die Ohren zuhalten, aber meistens hört man dann immer noch was und ansonsten kann man nicht mehr viel anderes machen, da ja beide Hände in Gebrauch sind.

Heute Morgen wurde ich um sieben Uhr von Krachen und Ratschen und Schaben geweckt. Der Flur in meinem Wohnheim wird renoviert und der Lärmpegel ist unglaublich. Man kann defintiv nichts Anderes machen. Dazu kommen noch die unglaublich interessanten Gespräche der Handwerker: "Also ich würde echt hundertmal lieber eine Safari machen als mich an den Strand zu legen, weißt du. Gucken, einfach nur gucken und durch die Wüste fahren!"

Danke, aber an deinen Urlaubsplänen bin ich nun im Moment leider gar nicht interesseirt, lieber Handwerker. Ich muss eine Hausarbeit zur Bedeutung des Löwen im "Iwein" von Hartmann von Aue schreiben. Wenn du dazu etwas beizutragen hat, würde ich dem gerne durch meine dünne Holztür lauschen, ansonsten wäre es toll, wenn du deine Gedanken für dich behalten könntest, ebenso wie all deine anderen Kollegen - ach nein, wenn du etwas über "Imperium" von Christian Kracht, "Am scharzen Berg" von Anna-Katharina Hanhn, "Johann Holtrop" von Rainald Goetz oder "Sanssouci" von Andreas Maier weißt, dann dürftest du mir das auch gerne mitteilen. Die Bücher muss ich nämlich bis Semesterstart gelesen haben und ich verstehe kein Wort, wenn du auf dem Flur über deinen Urlaub sprichst!

Ich weiß nicht, wie ich dem entgehen soll. Es ist laut und ich höre jedes Wort, ich kann mich auf absolut nichts Anderes konzentrieren und die Bauarbeiten haben heute erst angefangen. Das soll noch fünf Wochen so weiter gehen! Um zwölf bin ich dann in die Bibliothek geflüchtet und habe, bevor ich gegangen bin, vorsichtig bei einem der Handwerker nachgefragt, wann sie denn Feierabend machen würde: um 16 Uhr!

Soll ich mein Zimmer jetzt in die SUB verlegen? Wenn ich da jetzt meine Tage von sieben bis 16 Uhr verbringe, dann schaffe ich die Hausarbeit in der Hälfte der eingeplanten Zeit. Ich überlege schon, zwischenzeitlich zu einer Freundin zu ziehen oder erstmal wieder zu meinen Eltern zu fahren. Doch wenn ich letzteres mache, fehlt mir die Literatur für die Hausarbeit.

Wer kommt auf die blöde Idee, in der Zeit, in der die meisten für Klausuren lernen oder an Hausarbeiten schreiben müssen, einen Trupp Handwerker in ein Studentenwohnheim zu schicken?
Ich werde jetzt also abends superfrüh ins Bett gehen, damit ich genug Schlaf bekomme, wenn ich morgens um sieben geweckt werde und dann gleich in die Bibliothek laufen. Was für schöne Semesterferien!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen